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Treffen 2018

Unsere Treffen
Das Treffen 2018 in Husum
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von OberstLt. a.D. Hans-Josef Salm

Diesmal ist der Untertitel eine persönliche Reminiszenz des Autors. Genauer an seinen Dienstantritt bei der Luftwaffe im April 1959, also vor fast sechzig Jahren. Ein wenig Nostalgie beim Vergleich von Kaserne und stationiertem Verband ist daher unvermeidlich. Damals standen nur die Bauten, die den Krieg überstanden hatten, und waren von einem Bataillon eines Luftwaffenausbildungsregiments (II./LwAusbRgt 1) mit vier Kompanien belegt, zwei davon dienten der Ausbildung von Offizieranwärtern. Es gab innerhalb des Kasernenbereichs weite leere Flächen, die mir als intensiv genutzter Exerzierplatz in Erinnerung blieben. Die Fliegerhorstkaserne in Husum hat viele Strukturänderungen gesehen; der heute dort stationierte Verband ist in keiner Weise mehr mit damals vergleichbar. Viele der alten Bauten stehen noch heute. Es sind aber neue Unterkünfte und vor allem Funktionsbauten dazu gekommen, und die freien Flächen sind verschwunden. Heute ist die Kaserne vom Stab eines Flugabwehrraketengeschwaders und einer seiner Gruppen belegt. Besonders ins Auge fiel der Wechsel von alten Bussen und „NATO-Ziegen“ zu Fahrzeugen und Geräten eines modernen Waffensystems.

In diesem Jahr waren die meisten der Teilnehmer in Hotels in der Stadt Husum untergebracht. Die üblichen Vor-Treffen vor Beginn des Rahmenprogramms fanden dann auch dort statt und dienten dem Wiedersehen im kleinen Kreis – einem wesentlichen Element unserer Treffen. Die Stadt war vielen Teilnehmern noch aus ihrer aktiven Dienstzeit bekannt und Tipps für die besten Fischbröt-chen machten schnell die Runde.


05. September 2018

Die Anreise wurde durch teilweise verwirrend beschilderte Umleitungen im letzten Abschnitt vor Husum erschwert. Trotzdem kamen die 95 angemeldeten Teilnehmer rechtzeitig in der richtigen Kaserne an.
Von da an lief alles perfekt. Vom Einlass  bei der Wache bis zum von der OGH (kein Buchstabendreher)  vorbereiteten Mittagsimbiss war alles vorbereitet, auch das Wetter spielte mit und erlaubte dessen Einnahme auch im Freien.


Bereits um 13:00 (statt 13:10) begrüßte GenLt a.D. Ploeger die Gäste zum Start des diesjährigen Informationsprogramms und gab eine Übersicht über den geplanten Ablauf.

Zu Beginn gab es beim Gedenken der Verstorbenen die immer wiederkehrende unangenehme Erinnerung daran, dass schon wieder wohlbekannte Namen von der Einladungsliste gestrichen werden mussten (und dass man selber auch langsam zu der betroffenen Altersgruppe gehört).

Im ersten Vortrag stellte der Kommodore des FlaRakG 1 „Schleswig-Holstein“, Oberst Andreas Noeske, seinen Verband und dessen Aufgaben unter dem Stichwort „Luftverteidigung aus einer Hand“ vor. Der mit dieser Überschrift verbundene Anspruch erschien zunächst ziemlich anspruchsvoll, da neben der FlaRak noch andere Verbände Aufgaben der Luftverteidigung wahrnehmen. Im Laufe des Vortrages wurde aber klarer worauf er sich bezog.

Die Hauptfunktion des Verbandes ist der Einsatz des Waffensystems Patriot. Dazu unterstehen ihm ein Gefechtsstand (SAMOC) und drei in Deutschland stationierte FlaRak-Gruppen. Zusatzaufgaben sind Ausbildung und Entwicklung(-sunterstützung) mit Einrichtungen in Deutschland und den USA.

Konzeptionell ist der Auftrag des Verbandes als Bestandteil der bodengebundenen Luftverteidigung den Schutz von Objekten, Räumen und beweglich geführten Operationen sicher zu stellen. Angestrebtes Ziel ist, den Schutz in mittleren und großen Höhen in zwei Zonen mit jeweils einer Zentrale (SAMOC) und einer wechselnden Zahl unterstellter Patriot-Feuereinheiten sicherstellen zu können. Um dieses Ziel erreichen und auch bei längeren Einsätzen durchhalten zu können, ist die Personaldecke einfach noch zu dünn. Von der Trendwende Personal erhofft sich der Verband Abhilfe. In einer Einsatzüberprüfung (CapEval 2018) hat der Verband seine Einsatzfähigkeit mit der NATO-Zertifizierung nachgewiesen.

Neben diesen Aufgaben sind Vorbereitung und Teilnahme an den verschiedenen Abschnitten der Übung Trident Juncture 2018, die Beteiligung an Arbeiten zur Verbesserungen der Zusammenarbeit Lw/Heer in gemeinsamen Operationen und Vorbereitung der Zusammenarbeit mit anderen Nationen im Rahmen von NATO und UN Schwerpunkte des den Verband stark belastenden Ausbildungsprogramms 2018.

Die Fragen und Antworten liefen unter „Chatham House Rules“ und sind daher nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Für mich als Luftwaffenangehöriger der ersten Jahre war aber auffallend, dass es unter den Einsatzoffizieren des Verbandes eine beachtliche Zahl sehr qualifizierter weiblicher Offiziere gibt. Jemandem, der in einer „all male Welt“ aufgewachsen ist, werden so schlaglichtartig die fundamentalen Veränderungen sichtbar.

GenLt a.D.Ploeger dankte dem Kommodore für seinen informationsreichen Vortrag und die ungeschminkte Beantwortung unserer Fragen, besonders aber auch für die Unterstützung unserer Tagung vor dem Hintergrund der Belastung des Verbandes.

Eine Kopie der Folien des Vortrags kann für Anhehörige unserer Gemeinschaft über eine Anfrage im Gästebuch auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt werden. Das gilt auch für die nachfolgenden Vorträge.

Persönliche Anmerkung des Verfassers: Im Vortrag und auch im nachfolgenden Besichtigungsprogramm wurde uns gelernten Führungsdienstlern ein Blick in die Welt unserer „Kunden“ gezeigt. Ich fand das hilfreich für die Einordnung unserer Tätigkeit in ein Gesamtbild.

Für das Besichtigungsprogramm standen die wesentlichen Geräte des Systems Patriot in einem abgetrennten Sicherheitsbereich zu Verfügung. Sachkundiges Personal des Verbandes gab, soweit zulässig, Erläuterung zu den Geräten und beantwortete Fragen. Mit Vorwissen aus der Dienstzeit konnte man Vergleiche ziehen und faszinierende Fortschritte feststellen.


Die gar nicht graue Stadt ...
so sahen Fahrzeuge vor 60 Jahren aus
Am Vorabend des Treffens
Begrüßung duch unseren Sprecher
Gruppenbild mit Dame (ganz rechts), aber ohne unsere Damen, da diese am Damenprogramm teilnehmen!

Dieses und weitere Fotos können die Teilnehmer unter" https://www.magentacloud.de/share/a596g-c.06#login" herunterladen. Das dafür erforderliche Passwort können Sie bei OberstLt a.D. Th. Marks (siehe Impressum) anfordern.

Nach der von der OGH vorbereiteten und von den Teilnehmern intensiv zu Gesprächen genutzten Kaffeepause stellte OberstLt a.D. Frei in einem kurzfristig zusätzlich eingeschobenen Vortrag Sachstand und Zukunft des Militärgeschichtlichen Museums (MHM) in Gatow vor. Sein Hauptanliegen war, um Beiträge von Zeitzeugen für Geschichte der Luftwaffe zu werben. Damit sollen Erinnerungen gesichert werden, solange diese Zeitzeugen noch verfügbar sind.
Zur Erläuterung stellte er die Leitlinien für das MHM Gatow vor. Wesentliches Element ist der Ansatz, die Themen Luftkrieg und militärische Luftfahrt in einem integrativen Ansatz zu betrachten, der Technik-, Militär-, Wirtschafts-, Politik-, Kultur- und Gesellschaftsgeschichte miteinander in Beziehung setzt.
Neben der weiteren Ausarbeitung und Umsetzung dieses Konzepts sind umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen zur Sicherung und Anpassung der vorhandenen Gebäude erforderlich. In einer Interimsausstellung „Zwischenlandung“ in Hangar 3 sollen während der mehrjährigen Sanierungs- und Umbauphase der Museumsbetrieb aufrecht erhalten werden und zugleich neue Konzepte erprobt werden.
Auf Nachfrage bestätigte Herr Frei, dass die vorhandenen Ausstellungsobjekte aus dem Bereich Führungsdienste während der Umbauphase eingelagert werden.
GenLt a.D. Ploeger dankte Herrn Frei für seinen Vortrag und versprach, die Befragung der Zeitzeugen zu unterstützen. (Den Aufruf des MHM finden Sie auf der Seite "Zeitzeugenaufruf".)

Die aktuelle Entwicklung im Bereich Cyber- und Informationsraum (CIR) ist natürlich für uns ehemalige Führungsdienstler von besonderem Interesse. Zur Einleitung  des Themas wies GenLt a.D. Ploeger auf die aktuellen gemeinsamen Aktivitäten von BMVg und BMI hin, die zum Aufbau einer Agentur für Cybersicherheit führen sollen, welche innovative Aktivitäten in ähnlicher Form wie die DARPA der USA bündeln und fördern soll.
Im nachfolgenden Vortrag ging GenMaj Vetter, Chef des Stabes KdoCIR, zuerst auf die durch die Fortschritte der Digitalisierung neu entstandenen Chancen und Risiken ein. Auch die Bundeswehr profitiert davon, ist aber zugleich als bevorzugtes Angriffsziel mit für Angreifer stark fallendem Aufwand und für die Angegriffenen wachsender Komplexität der Abwehr konfrontiert. Die Bedrohung trifft nahezu alle Bereiche der Bundeswehr. Die Akteure reichen von Script-Kiddies bis zu Diensten fremder Staaten mit fast unbegrenzten Mitteln und bewegen sich im Schutz der Anonymität des Internet.
Im Weißbuch 2016 wurden die wichtigsten Ziele der Bundeswehr im Bereich CIR festgelegt und im gleichen Jahr vom BMI eine Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland veröffentlicht. Cyber-Sicherheit ist eine gesamtstaatliche Verantwortung.

Im weiteren Verlauf ging GenMaj Vetter auf die Umsetzung der daraus für die Bundeswehr folgenden Aufgaben ein. Alle CIR-relevanten Fähigkeiten sollen so zusammen geführt werden, dass Aufklärung und Wirkung aus einer Hand geführt werden können. Dazu wurde eine Zielstruktur definiert, in der die wesentlichen Aufgabensäulen abgedeckt werden, und deren Umsetzung hat begonnen. Die volle Einsatzbereitschaft aller Teile soll 2021 erreicht werden.
Mit Übersichten über die Standorte CIR in Deutschland und die Kräfte im Einsatz in internationalen Missionen illustrierte er den Umfang der Aufgaben, die zu erfüllen sind. Besonders bemerkenswert ist, dass fast zehn Prozent aller von der Bundeswehr eingesetzten Kräfte zum Bereich CIR gehören. Nach einem Exkurs über die Anwendung des klassischen Führungsprozesses (einschließlich der notwendigen Anpassungen) auf den CIR fasste er das Fazit im Satz „Deutschlands Freiheit wird auch im Cyberraum verteidigt“ zusammen.

Von uns Teilnehmern wurde der Vortrag als sehr guter Beitrag zur Zielsetzung unserer Treffen aufgenommen: Wir freuen uns, wenn wir über die Entwicklung in unserem früheren Dienst(teil)bereich auf dem Laufenden gehalten werden. GenLt a.D. Ploeger dankte dem Vortragenden dafür ganz besonders.

Zum Abschluss des Informationsprogramms gaben GenLt a.D. Ploeger und Hptm a.D. Webels nach Einzelheiten über den weiteren Ablauf des Programms, insbesondere das gemeinsame Abendessen und den fakultativen Ausflug nach Hallig Hooge bekannt. Die Planungen für das nächste Treffen waren zwar noch nicht abgeschlossen, aber als Zielort für 2019 wurde Dresden schon bekannt gegeben.


Inzwischen war das Damenprogramm ebenfalls abgeschlossen, und die Damen, soweit sie nicht gleich in der Stadt geblieben waren, in die Kaserne zurückgekehrt. Sie waren im Stadtzentrum von Husum in zwei Gruppen von kompetenten Stadtführern durch die Stadt geführt worden und haben dabei Vieles über die Stadt und ihre Geschichte erfahren. Bei einer Kaffeetafel im Schloss-Café war auch noch Zeit für den Austausch untereinander geblieben.


Das Abendprogramm fand in den Räumen der OGH (OffizierGemeinschaftHusum e.V.) in der Fliegerhorstkaserne statt. Die Organisationsform eines e.V. für den Betrieb des Kasinos war uns neu, erlaubt aber offensichtlich einen geregelten und effizienten Betrieb. Das zeigte sich von der Vorbereitung des Saales und dem aufmerksamen Service an den Tischen bis zum Umfang und der Qualität des Buffets.
Zu Beginn begrüßte GenLt. a.D. Ploeger die Gäste und verabschiedete OberstLt a.D. Marks mit großem Dank aus seiner Rolle als Co-Organisator der Treffen. Diese Aufgabe hat inzwischen Hptm a.D. Webels übernommen.
Der weitere Verlauf des Abends war so, wie wir es gewohnt waren (und lieben): Intensive interessante Unterhaltungen mit alten und auch neuen Bekannten und wiederholte Besuche am Buffet um wenigstens einen Teil der angebotenen Speisen zu probieren. Da auch die Gelegenheit zur Einnahme alkoholischer Getränke genutzt wurde, waren die Busse zur Rückkehr in die Hotels nicht nur pünktlich, sondern auch sehr willkommen.


06. September 2018

Die Anfahrt mit Pkw von Husum zum Anleger im Hafen von Schlüttsiel erwies sich für viele als überraschend kompliziert und verwirrend. Die Ursache war vor allem ein undurchschaubares System von Umleitungen, deren Ausschilderung gelegentlich ins Nichts führte und die Neigung der Navis, die Fahrer wieder auf gesperrte Strecken zurück führen zu wollen. Man traf sich gelegentlich auf der gleichen Straße mit gleichem Ziel, aber in unterschiedlicher Fahrtrichtung.

Trotzdem erreichten alle rechtzeitig den Hafen und die von uns gecharterte „Seeadler“ zur einstündigen Fahrt nach Hallig Hooge. Die See war ruhig und viele hatten zum ersten Mal für zwei Stunden die Gelegenheit eine Hallig kennen zu lernen und einen Eindruck vom Leben „in der Nordsee“ zu erhalten. Die Insel ist zwar für viele Besucher eingerichtet, die waren aber auch da, und beim Essen waren wir froh, dass wir uns bei Bekannten noch an den Tisch quetschen konnten. Die Zeit auf der Hallig und bei der Rückfahrt mit dem Schiff verging schnell und sogar die Rückfahrt durch das Gewirr an Umleitungen verlief einigermaßen reibungslos.

Einige Teilnehmer traten anschließend die Heimreise an, für einen harten Kern gilt das nachfolgende, fast wörtliche Zitat aus dem Bericht vom Treffen 2016:
Beim Abendessen traf sich eine Gruppe in ihrem Hotel und in der Rückschau auf die beiden vergangenen Tage waren alle mit deren Verlauf sehr zufrieden und kamen wie auch bei vorhergehenden Treffen zu dem Schluss:

„Nächstes Jahr treffen wir uns wieder!“

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